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Datum: 13.02.2025
Wenn Geld und Status nicht ausreichen – Eine Anekdote aus der Praxis
Stefanie Müller Giesinger
Datum: 29.04.2025

Es war eine klassische Herausforderung, wie sie in vielen mittelständischen Unternehmen vorkommt. Ein traditionsreicher Stahlverarbeitungsbetrieb stand vor einer internen Besetzung der kaufmännischen Leitung. Eine langjährige und geschätzte Mitarbeiterin war über Jahre hinweg behutsam in diese Rolle geführt worden. Doch es gab ein Problem: Sie konnte sich nie wirklich mit der neuen Position identifizieren.

Obwohl sie fachlich hochqualifiziert war und das Unternehmen bestens kannte, blieb eine gewisse Zurückhaltung. Der Geschäftsführer war ratlos. Man hatte ihr Gehalt erhöht, einen repräsentativen Dienstwagen zur Verfügung gestellt und weitere Benefits angeboten – doch nichts davon schien die gewünschte Begeisterung hervorzurufen. Sie blieb zögerlich, unsicher und nahm die Position letztlich nur halbherzig an.

An diesem Punkt wurden wir hinzugezogen. Mithilfe unseres Motivator Assessments wollten wir verstehen, was hinter ihrer Zurückhaltung steckte. Als wir die Ergebnisse auswerteten, wurden die Zusammenhänge plötzlich glasklar: Die Mitarbeiterin hatte einen außergewöhnlich hohen theoretischen Motivator. Das bedeutete, dass sie nicht durch finanzielle Anreize oder Statussymbole motiviert wurde, sondern durch Struktur, Wissen und das Gefühl der Sicherheit, das sie durch Kompetenzaufbau gewinnen konnte.

Zusätzlich zeigte ihr DISC-Profil eine starke CS-Ausprägung, was bedeutete, dass sie analytisch, gewissenhaft und sicherheitsorientiert war. Sie wollte die Verantwortung nicht übernehmen, weil sie sich schlicht nicht ausreichend vorbereitet fühlte.

Der Geschäftsführer war überrascht – er hatte geglaubt, mit Geld und Annehmlichkeiten das Richtige zu tun. Doch als wir ihm die Ergebnisse erklärten, fiel der Groschen. Statt weitere materielle Anreize zu schaffen, entschied er sich für einen völlig anderen Ansatz: Er bot der Mitarbeiterin ein jährliches Weiterbildungsbudget von 10.000 Euro an, um ihre Fachkenntnisse weiterzuentwickeln und sich selbst in der Rolle sicherer zu fühlen.

Das Ergebnis? Sie nahm die Position voller Überzeugung an. Zum ersten Mal fühlte sie sich nicht in eine Verantwortung gedrängt, sondern hatte das Gefühl, die Kontrolle über ihre eigene Entwicklung zu behalten. Innerhalb weniger Monate entwickelte sie sich zu einer souveränen kaufmännischen Leiterin, die nicht nur ihre Aufgaben meisterte, sondern das Unternehmen in strategischen Fragen aktiv unterstützte.

Diese Erfahrung zeigt eindrucksvoll, wie wichtig es ist, die individuellen Motivatoren der Menschen zu verstehen. Es geht nicht darum, „klassische“ Belohnungssysteme zu optimieren, sondern darum, herauszufinden, was eine Person wirklich antreibt. Unser Ansatz hilft Unternehmen, solche versteckten Potenziale zu entdecken – und genau darin liegt die wahre Stärke datenbasierter Personalentwicklung